Der Entscheidungswahlkampf um den Einzug in den Elysée-Palast wird ruppiger und Francois Bayrou ist irgendwie auch noch mit von der Partie. Das für Samstag geplante, zwischenzeitlich abgesetzte und nun doch wieder angekündigte „Duell“ zwischen Ségolène Royal und dem Drittplatzierten der ersten Wahlkampfrunde sorgt für Aufregung. Royal und Bayrou beschuldigen Nicolas Sarkozy, beim Rückzieher des Pay-TV-Senders CanalPlus seine Finger im Spiel gehabt zu haben. Damit gerät – ganz ähnlich wie auch bei den Bundestagswahlen 2002 und 2005 – das „Hochamt der Mediendemokratie“ in die Schusslinie: welche Regeln gelten für den Zugang zu einem Fernsehduell, dem Kampagnen-Höhepunkt mit maximaler Medienreichweite?
Die „offizielle“ débat télé zwischen Sarkozy und Royal ist für den 2. Mai angesetzt, der kommerzielle Marktführer TF1 und das öffentlich-rechtliche France2 organisieren gemeinsam die Übertragung. Deren Modalitäten wurden im Laufe der zwischen Vertretern der Sendeanstalten sowie Beratern der beiden Kandidaten fest gelegt, ein objektives Verfahren soll dabei der Conseil supérieur de l´audiovisuel (etwa: „Oberster Rat für die audiovisuellen Medien“, www.csa.fr) garantieren. (Update: Der CSA hat inzwischen sein Einverständnis für die Ausstrahlung der Debatte gegeben, und die komplizierten Regularien zur Verteilung von Rede- und Sendezeiten für die Kandidaten erläutert.)
Das „Rededuell“ zwischen Ségolène Royal und dem eigentlich bereits ausgeschiedenen Bayrou verletzt aus der Sicht der Sarkozy-Kampagne jedoch den Gleichheitsgrundsatz im Wahlkampf – Royal erhielte durch die Ansetzung eines zusätzlichen Gesprächsformates mehr mediale Aufmerksamkeit und dadurch Vorteile im Wahlkampf-Endspurt. Und auch Bayrou profitiert von einem erneuten Auftritt in der nationalen Medienöffentlichkeit, er kann die im ersten Wahlgang erreichte Position der „dritten Kraft“ stärken und seine Ambitionen für eine tragende Rolle auf der großen politischen Bühne untermauern.
Damit ist die „pre-débat débat“, die Debatte vor der Debatte, in vollem Gange. Sie wird für einen weiteren Bedeutungszuwachs des Aufeinandertreffens von Royal und Sarkozy am kommenden Mittwoch sorgen – zumal Frankreich zwölf Jahre lang auf eine solche Debatte hat warten müssen: so lange liegt das Duell zwischen Jacques Chirac und Lionel Jospin zurück, 2002 hatte Chirac sich einem face-à-face mit Jean-Marie LePen verweigert.
Für´s erste schlagen die Wellen also deutlich höher als beim America´s Cup – für ein spannendes Wochenende scheint gesorgt. Updates folgen!
Update: Die 90-minütige Diskussion zwischen Royal und Bayrou findet am Samstag (28.4.) um 11 Uhr statt und wird vom Sender BFM TV ausgestrahlt, im Internet ist die Debatte auch über den TF1-Nachrichtenableger LCI zu sehen.
Update (28.4.): Kleine PresseMedienschau: Spiegel Online und Zeit.de berichten über die weitgehend einvernehmliche Debatte zwischen Royal und Bayrou, während die Print-FAZ heute noch immer der Meinung ist, die Veranstaltung sei abgesagt worden (siehe unten). Hm. Gut informiert zeigt sich dagegen die Süddeutsche (leider nur E-Paper), die Samstagsausgabe zeichnet detailliert die Duell-Umstände nach. Die taz schreibt am Samstag über „Frankreichs lachenden Dritten“ und die langsam größer werdenden Probleme des Noch-Favoriten Sarkozy. Für die FaS hat Nils Minkmar Paris gleich mehrfach durchquert und dabei einen stimmungsvollen Lagebericht geschrieben.
Ergebnis: Neue Medien 2, Alte Medien 1.
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