Super Bowl vs. Super Tuesday?

Eigentlich sollte dieses Posting „Super-Schüssel oder Super-Dienstag“ heißen, aber das wäre einfach die falsche Vorlage für die Suchmaschinen-Roboterhorden gewesen.

Zu schön ist aber die zeitliche Nähe dieser beiden Großereignisse, die durch das permanente frontloading im Vorwahlkampf entstanden ist. Um auf der medialen Landkarte der primaries überhaupt sichtbar zu bleiben, haben zahlreiche Bundesstaaten ihre Terminplanung so weit nach vorne verlagert, dass der Super-Dienstag nicht wie sonst üblich Anfang März stattfindet, sondern schon einen Monat früher die Ballung der Vorwahlen über die letztliche Kandidatenauslese von demokratischer und republikanischer Partei entscheidet. Und weil diese zentralen media events so dicht beieinander liegen, könnte man beinahe meinen, sie hätten etwas miteinander zu tun.

Das dachte man wohl auch in den Redaktionen von ABC News und Washington Post und gab eine Umfrage dazu in Auftrag (Super Bowl vs. Super Tuesday Spell Plenty of Thrills for All). Die Ergebnisse überraschen nicht wirklich: für die meisten der 1.019 Befragten ist der Super Bowl das mit mehr Spannung erwartete Ereignis, allerdings zeigen sich die „Analysten“ überrascht, dass der Vorsprung nur sehr knapp ausfällt – das sportliche jock vote beträgt 40 %, während das politische nerd vote bei 37 % rangiert (einführende wie detailliere Informationen zu diesem Herzstück des US-amerikanischen Sports liefert die in diesem Jahr besonders unersetzliche American Arena).

Auch ohne die Umfrageresultate ist eine weitere Verbindung denkbar: die zahlreichen Spielunterbrechungen des Finalspiels der National Football League stellen traditionell das teuerste Umfeld für Werbespots dar, die meist mit hohem Aufwand produziert werden und einen eigenen Anreiz für den TV-Konsum darstellen (immerhin hatten 15 % der Befragten aus der ABC News/Washington Post-Umfrage die neuen Spots als wesentlichen Grund für das Interesse an der Übertragung genannt).

Die Folgerung für die Kampagnen-Teams der presidential hopefuls liegt auf der Hand: wenn es noch so etwas wie eine massenmedial vermittelte Mega-Öffentlichkeit gibt, dann versammelt sie sich vor der Live-Übertragung des Super Bowl. Könnte ein hier platzierter campaign ad den entscheidenden Schub für den großen Vorwahltag mit Entscheidungen in mehr als zwanzig Bundesstaaten liefern? Das ist keine ganz abwegige Spekulation, denn „four Super Tuesday states are home to huge numbers of fans of the Super Bowl New York Giants and New England Patriots: New York, New Jersey, Connecticut and Massachusetts“. James Kuhnhenn diskutiert diese Überlegung mit einigen Kampagnen-Managern, kommt jedoch zu dem Schluss, dass eine Investition von fast 3 Millionen Dollar für einen 30-sekündigen TV-Spot nicht der beste Weg ist, im zersplitterten US-Medienmarkt zu reüssieren.

Aber: gut eine Woche vor dem Super Bowl lag offenbar ein solches Angebot vor, doch das übertragende Sendernetz Fox lehnte daraufhin pauschal jeden Verkauf von Werbezeiten an politische Kundschaft ab.

(Update, 5.2.2008): Bei den Nacharbeiten gefunden – Barack Obama hat doch einen Weg gesucht und gefunden, die Fox-Blockade zum umgehen: durch den Einkauf von Werbezeiten auf lokalen Fernsehmärkten gab es nun doch einen Wahlwerbespot während des Spiels. Mehr dazu hier, hier und hier.)

Sieht man einmal davon ab, dass es nicht zu einem neuen Rekordpreis für einen Kandidaten-Spot kommt, liefert zumindest die Endspielpaarung zwischen den New England Patriots und den New York Giants Stoff für eine politische Interpretation. Mit dem Ausscheiden von Rudy Giuliani steht jedenfalls fest, dass es sich um ein „demokratisches Finale“ handelt. Die traditionell liberale Ostküste stellt beide Finalteilnehmer, mit Hillary Clinton gibt es sogar ein „zuständiges“ Senatsmitglied.
Durch die zuletzt geäußerten endorsements aus dem Kennedy-Clan (zuletzt sogar Maria Shriver, die Ehefrau des kalifornischen Gouverneurs) ist Barack Obama in die Rolle des Patriot-Supporters gerückt worden (doch eigentlich ist er ja Fan der Chicago Bears).

So gesehen, spiegelt die Situation zur Half Time Show (mit Tom Petty ist ein Bush-Gegner am Start) ziemlich gut die Lage kurz vor dem Super Tuesday. Die Demokraten dominieren das Rennen – nur dass Boston (Obama) mit 7-3 vor New York (Clinton) führt, passt nicht so ganz. Aber es ist ja noch lange nichts entschieden.

Gute Nacht.

Update 1: Inzwischen steht es 10-7 für die Giants. Wird auch nicht besser – New York (Clinton) führt, aber das ist der Außenseiter-Tipp. Hm. Es bleibt wohl dabei. Das Rennen bei den Demokraten ist ausgeglichen.

Update 2: Die nächste Wende, 14-10 für die Patriots. Jetzt wieder das Mismatch aus Favorit/Obama vorne, dabei sind keine zwei Minuten mehr zu spielen. Heißt das am Ende, dass der Super Tuesday noch gar keine Entscheidung im democratic race bringt?

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