In eigener Sache: Smart Cities

Zu Beginn diesen Jahres hatte ich das Vergnügen, gemeinsam mit dem geschätzten Kollegen Peter Bihr eine Expertise zu digitalen Städten zu verfassen – genauer gesagt, ein ca 40-seitiges Papier für den Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) mit dem etwas sperrigen Titel Digitalisierung und die Smart City – Ressource und Barriere transformativer Urbanisierung.

Nachdem wir das Papier Ende März eingereicht haben, trägt die Arbeit am Thema nun so langsam weitere Früchte – heute abend präsentiere ich einige unserer Überlegungen im Rahmen des Städtebaulichen Kolloquiums an der TU Dortmund. Eingeladen hat mich Prof. Dr. Christa Reicher, mit der ich bereits im Rahmen des NRW-Fortschrittskongresses im Januar über das Thema „Zukunft des Urbanen Lebens“ diskutieren konnte.

Der heutige Vortrag skizziert zunächst knapp einige Aspekte aus dem „Smart City-Diskurs“ entlang ausgewählter Publikationen (für Eingeweihte: bes. Townsend, Greenfield, Goldsmith/Crawford und Komninos) und befasst sich dann mit im engeren Sinne politischen Implikationen des Smart City-Trends. Als Treiber dieser Entwicklung gilt – natürlich – das Big Data-Prinzip (im Sinne der Erfassung und Auswertung großer Datenmengen und -ströme), das vermehrt auch im Stadtraum Anwendung findet. Die Regulierung, Einhegung und Kontrolle solcher Big Urban Data kann zu einer wichtigen Aufgabe moderner Verwaltungsakteure im kommunalen Raum werden. Doch wie geht eine solche Smart City Governance vonstatten und welche Prinzipien und Leitlinien sind dabei relevant? Ungeklärt sind zum Beispiel die Besitzverhältnisse in der städtischen Datensammlung, Data Ownership wird im urbanen vernetzten Kontext zu einer komplexen, aber notwendigerweise im Sinne der bürgernahen Verwaltung aufzulösenden Herausforderung.

Auch die konkrete Gestaltung und Strukturierung der Stadtverwaltung wird auf die veränderten Bedingungen eingehen, die Ernennung von Stadt-CIOs ist etwa in den USA eine typische Begleiterscheinung – angesiedelt interessanter Weise oft auf der gleichen Hierarchieebene wie der örtliche Polizeichef. Dass sich im Zuge der technologischen „Aufrüstung“ der Stadtlandschaften auch neue soziale Bewegungen entwickeln können, ist ein weiterer politischer Nebenschauplatz der Smart City-Debatte. In den USA formiert sich hierfür allmählich der Begriff des Civic Tech,  der im Dreieck von IT-/Kreativindustrie, Politik und Computer-/Internet-affiner Aktivismus-Szene sichtbar wird.

Der kurze Vortrag ist bestenfalls eine erste, einführende Auseinandersetzung mit der Thematik, die in der nächsten Zeit auch im Rahmen der sozialwissenschaftlichen Forschung an Substanz und Dynamik gewinnen wird. Für mich selbst ist die Auseinandersetzung mit Smart Cities noch aus einem ganz anderen Grund interessant: vor ziemlich genau 20 Jahren war nämlich das Aufkommen „Digitaler Städte“ ein wichtiger Impuls für die ersten Skizzen zu meiner Dissertation über „Politische Projekte im Internet“. Ein wichtiger Beitrag zur damaligen Debatte kam vom inzwischen leider verstorbenen William J. Mitchell, der in seinem Buch City of Bits von 1995 schon sehr hellsichtig notiert hatte:

Within bitsphere communities, there will be subnetworks at a smaller scale still – that of architecture. Increasingly, computers will meld seamlessly into the fabric of buildings and buildings themselves will become computers – the outcome of a long evolution. (S. 171)

In diesem Sinne: die Arbeit hat gerade erst begonnen…

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