Zuletzt hatte ich es angedeutet – im gerade begonnenen Forschungssemester wird es auch eine längere Abwesenheit geben, hier nun einige Informationen dazu. Am 27. Oktober beginne ich einen Auslandsaufenthalt als Gast im Residenzprogramm Vila Sul, das vom Goethe-Institut Salvador-Bahia veranstaltet wird (ja genau, es geht um Brasilien). Bis zum 15. Dezember wohne und arbeite ich in den Räumen des Instituts, das als einer von (bisher) wenigen GI-Standorten auf diese Weise den Austausch und die Kommunikation mit lokalen Szenen vor Ort fördert.
(Ja. Dort.)
Das Residenzprogramm richtet sich an „Intellektuelle, Künstler/-innen, Wissenschaftler/-innen und Autoren/-innen aller Disziplinen bzw. an interdisziplinär arbeitende oder forschende Personen“. Es gibt auch ein gemeinsames Thema für die Resident:innen, dies ist recht allgemein, aber nicht unspannend, mit Süden überschrieben. Im Rahmentext dazu finden sich durchaus gute Anknüpfungspunkte zu meinen bisherigen Arbeiten:
In einer sich immer stärker globalisierenden Welt – mit den Hauptmerkmalen einer sich potenzierenden Digitalisierung und der gleichzeitigen Suche nach neuen analogen Beziehungen – sind kulturelle Vernetzungen eines der wichtigsten Instrumente der Positionierung. Residenzen sind dabei ein besonders wirksames Format für nachhaltige Begegnung und kreative (Ko-)Produktion. Allerdings bedarf es neuer Ansätze, die es vermögen, vielfältig zu agieren und multipel zu wirken. Denn das bloß Bilaterale, das Hin und Her, ist in dieser Welt, die nach einer neuen Ordnung sucht, nicht mehr ausreichend.
Das Residenzprogramm steht in Salvador noch am Anfang, in den Zeitraum meines Aufenthaltes fällt auch die offizielle Eröffnung am 16. November – hier ist mit Bundestagspräsident Norbert Lammert ein sehr interessanter Gast angekündigt (der bis dahin vielleicht ja noch interessanter geworden ist).
Gefördert wird der Aufenthalt nicht nur durch das Goethe-Institut, ein weiterer Partner ist die Robert-Bosch-Stiftung – in Salvador wird es während des Aufenthaltes einige öffentliche Veranstaltungen geben, im Goethe-Institut und evtl. auch an der Bundesuniversität von Salvador-Bahia (UFBA). Dorthin gibt es bereits einige Verbindungen, denn ich war bereits 2010 und 2013 jeweils für einige Tage zu Gast in Salvador. Beide Besuche waren überaus ertragreich, aber ein längerer Forschungsaufenthalt wird sicher noch ganz andere Einblicke ermöglichen.
Besonders interessant erscheint aus politikwissenschaftlicher Perspektive zunächst die Frage nach dem aktuellen Zustand des politischen Systems – das Impeachment der gewählten Präsidentin Dilma Rousseff und die Amtsübernahme ihres ehemaligen Stellvertreters Michel Temer ist ein Novum für die noch immer junge Demokratie. Ein weiterer Untersuchungsgegenstand, der zu meinem Forschungsportfolio passt, ist die Comissao Nacional da Verdade sowie die damit verbundene Transparenzoffensive. Das Gremium hat sich bis 2014 mit der Aufarbeitung der Militärdiktatur befasst, die ehemalige Präsidentin Rousseff hatte hier auch Aspekte der Tätigkeit von Ethik-Kommissionen stärken wollen. Ob davon noch etwas zu spüren ist? Wir werden sehen.
In den nächsten Wochen werde ich den Aufenthalt in Brasilien hier im Blog begleiten, nicht unbedingt mit einer sehr verregelten Publikationsstruktur, aber es sollte doch mit einer wesentlich höheren Frequenz von Postings zu rechnen sein.
(Okay, es gäbe da noch dieses prominente Musik-Video, das in Teilen in der Altstadt von Salvador gedreht wurde. Aber nein, das poste ich hier nicht).
Schlagwörter: Forschungssemester, Goethe-Institut, Salvador
Samstag, 29. Oktober 2016 um 2:05 |
[…] in den kommenden Wochen darüber schreiben. Einige inhaltliche Anhaltspunkte hatte ich vor kurzem hier bereits notiert, nun ist es Zeit für (aller)erste Eindrücke. Ich kenne die Stadt Salvador bereits […]