
Nach dem ordentlichen Fehlschlag aus den Jahren 2000 bis 2003 meldet sich mit PolitikOn ein ambitioniertes Projekt aus dem Bereich der mediengestützten Wissenschaftsvermittlung zurück. Pünktlich zum Beginn des Wintersemesters grüßt der neue Koordinator des Projektrates, Prof. Dr. Ralf Kleinfeld von der Universität Osnabrück in die Weiten des Internet:
„Hier werden zusammen mit der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) Lerninhalte für die Lehre an Universitäten und zum Selbststudium publiziert. Daher richtet sich dieses Portal vor allem an Lehrende im Bereich der Politikwissenschaft. Aber auch Studierende, Journalisten und politikwissenschaftlich interessierte Personen finden vor allem auf unserer Lernplattform interessante Materialien, die für das Selbststudium geeignet sind.“
Mit dem Wintersemester beginnt die so genannten Schnupperphase, in der allerdings auch nur zahlungswillige Interessenten ihre Nase in das Online-Angebot stecken dürfen: institutionelle Nutzer (z.B. politikwissenschaftliche Institute) zahlen für eine Gruppenlizenz nicht ganz unerhebliche 250 Euro; für einzelne Lehrende oder Studierende kostet die Vollversion noch 25 Euro; schließlich ist noch ein Teilzugang für Privatnutzer für 5 Euro je Semester möglich. Ab dem kommenden Sommersemester gelten dann die offiziellen Tarife, die in etwa doppelt so hoch sind wie in der Schnupperphase.
Das Materialangebot dieser umfassenden Lehreinheit ist zu umfangreich, als dass man schon jetzt (und von außen) eine ordentliche Bewertung vornehmen könnte. Deutlich wird allerdings schon jetzt, dass die Konzeption gerade nicht als PolitikON 2.0 angelegt ist: die Plattform ist ein typisches Top-Down-Angebot, dass in einer relativ hierarchischen Struktur organisiert ist. Man wird sehen, wie sich dieser Ansatz mit den zahlreichen, häufig auf dezentrale Impulse setzenden Initiativen der Internet-basierten Lehre vertragen wird (von einem Echo in StudiVZ mag ich gar nicht erst reden).
Der stolze Hinweis, dass die Plattform deutschlandweit ihresgleichen suche, stimmt auch ein wenig nachdenklich: „Die Politikwissenschaft ist (…) nach wie vor die einzige wissenschaftliche Disziplin, die Studieninhalte für die wissenschaftliche Erstausbildung in der vollen Breite des Faches und geprüft durch die eigene „community“ als Online-Angebot vorhält.“
Neben dem gewöhnungsbedürftigen Begriff der „wissenschaftlichen Erstausbildung“ (Erstversorgung..? Grundausbildung…?) kann man sich des Eindrucks nicht vollständig erwehren, dass andere Disziplinen gute Gründe dafür haben, ein solches Angebot dem Markt vorzuenthalten. Keineswegs nur in der Politikwissenschaft ist das Genre der „Wissenschaftlichen Einführung“ hart umkämpft und Jahr für Jahr spülen die Fachverlage neue Titel in die Regale. Auch die Preisgestaltung lässt daran denken, dass hier eine neue Sorte Online-Einführungsband an den Start geht, der sich eben nicht nur gegen digitale Konkurrenz behaupten muss.
Kommentare und Erfahrungen werden gerne entgegengenommen, die Site bleibt unter Beobachtung.