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In eigener Sache: Unter Piraten an der NRW School

Dienstag, 3. Juli 2012

Am Donnerstag, den 12. Juli findet fand an der NRW School of Governance eine Diskussionsrunde zu unserem Buch „Unter Piraten. Erkundungen in einer neuen politischen Arena“ statt. Zu Gast in Duisburg ist war mit Dr. Joachim Paul der Vorsitzende der Piraten-Fraktion im Düsseldorfer Landtag. Ebenfalls am Start: ist Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, der einen Beitrag über die piratenbezogenen Lerneffekte bei den anderen Parteien beigesteuert hat – gemeinsam wollen haben wir einige Thesen und Ideen des frisch erschienenen Bandes diskutierten.

Hier nun ein kleiner Bericht (notiert für nrwschool.de, daher die „unpersönliche“ Form):

Dass es Joachim Paul ernst meint mit der Politik, war schon vor Beginn der Veranstaltung klar – im Vorgespräch schilderte er einige Details zur Situation um die CO-Pipeline zwischen Krefeld und Dormagen. Nicht unbedingt der erwartete Einstieg in die Diskussion um Piraten im Parlament. Gleichwohl ist der Fall sehr aufschlussreich, denn er zeigt anschaulich, wie sich „piratige“ Positionen auch auf netzferne Themen übertragen lassen – in der Sicht der Piratenpartei zeigt sich am umstrittenen Projekt auch die „mangelhafte Einbindung der Bürger“. Solche thematische Weiterentwicklungen der Piraten innerhalb der Routinen der Landtagsarbeit waren ein Einstiegspunkt einer lebhaften Diskussion, für die das Buch „Unter Piraten“ nur gelegentlich als Impuls- und Stichwortgeber herhalten musste.

Co-Herausgeber Christoph Bieber lenkte das Gespräch zunächst in Richtung einiger organisatorischer Fragen wie etwa den Modus der Kandidatenselektion oder die Entscheidungsprozesse innerhalb der Fraktion. Paul verdeutlichte die Schwierigkeiten, die viele (Neu-)Mitglieder mit den bei den Piraten gängigen „Präferenzwahlverfahren“ haben. Da nicht alle wissen, dass  für jeden Kandidaten eine Stimme vergeben werden kann, handelten sich die Piraten Schwierigkeiten bei Landes- und Bundesparteitagen ein. Andererseits würde so die Kandidatenauswahl „gerechter“. Karl-Rudolf Korte verwies an dieser Stelle auf die Vorteile starrer Listen, die genutzt werden könnten, um Minderheitsmeinungen oder auch bestimmte Kandidaten zu stärken. Die große Offenheit der Piraten könne so auch zu einem Dilemma werden, wenn ständig Personal und Positionen neu ausgehandelt werden müssten.

Der Fraktionsvorsitzende Paul verwies an dieser Stelle auf die Möglichkeiten der Online-Kommunikation, die für die interne Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle spielten: dabei geht es keineswegs allein um die durch den Berliner Landesverband bevorzugte Plattform Liquid Feedback, sondern auch um Mumble-Server, Twitter oder Piratenpads, die eine Rückkopplung mit der Basis erlauben. Bieber wies darauf hin, dass sich innerhalb von Liquid Feedback allmählich „digitale Hierachieebenen“ ausbilden würden, die die Piraten durch das fehlende Delegiertensystem im Offline-Bereich bisher zu verhindern wussten. Korte ergänzte daraufhin die im Buch angesprochene „Demokratiefrage“, die durch die Piraten gestellt werde: ist die neue Partei Akteur eines fundamentalen Wandels, der die Funktionsprinzipien repräsentativer Demokratie zur Disposition stelle? Als gar so radikal wollte der Herausgeber die (meisten) Buchbeiträge jedoch nicht verstanden wissen, Bieber schätzt die Piraten vor allem als „Innovationsmotor“ für Akteure und Prozesse im politischen System ein.

In der abschließenden Fragerunde aus dem Publikum berichtete Paul über die vielfältigen Herausforderungen des parlamentarischen Alltags sowie die gerade beginnenden Professionalisierungsprozesse der Fraktion. Inwiefern eher die Piraten die Politik oder die Politik die Piraten verändere, werde sich erst noch zeigen. Der erste Eindruck der Duisburger Veranstaltung scheint darauf hinzuweisen, dass es sich um einen wechselseitigen Prozess zu handeln scheint – bereits jetzt mit Lerneffekten auf beiden Seiten.

Die Diskussion beginnt um 18.30 Uhr und findet statt im Raum LS 105 (Lotharstraße 53, 47057 Duisburg).

Unter Biebern

Montag, 31. Mai 2010

Seit ein paar Monaten verbringe ich jede Woche einige Minuten damit, fehlgeleitete Twitter-Follower zu blockieren – mein Account @drbieber spürt in relativ großer Entfernung zum Epizentrum die massive, erdbebenartige Energie der so genannten Belieber: das sind die begeisterten Fans des kanadischen Jungstars Justin Bieber (oder sollte man gleich von @justinbieber reden?), für die Twitter ein zentraler Bestandteil ihrer Fanexistenz ist.

Am Anfang waren das nur ein paar wenige Accounts, deren seltsame Namen wie @NinaBieber16, @JBLove1706 oder @GermanBelieber_ auf ein weitläufige Verwandtschaft hinzudeuten schienen. Inzwischen kommen täglich zwischen fünf und zehn solcher Follower hinzu – je nachdem welche waghalsigen Web 2.0-Stunts „The Bieb“ gerade so im Sinn hat.

In Deutschland ist seine Fangemeinde noch nicht allzu groß, aber sein Auftritt bei der Verleihung des Comet in Oberhausen vor einigen Tagen hat auch hierzulande einige neue „Belieber“ zurückgelasen. Vielleicht liegt es an der in Deutschland noch nicht allzu großen Reichweite von Twitter, doch finden sich die typischeren Fan-Fundstücke hierzulande (noch) eher bei YouTube oder als Weblog.

Jedenfalls habe ich nach einer kurzen Materialsichtung damit begonnen, einen kleinen Text über digitales Fantum im Zeichen des Biebers zu schreiben. Mal sehen, ob sich demnächst dafür ein Abnehmer findet.

PS: Schön wäre auch ein Vergleich der Online-Strategien des jungen Herrn Bieber und der etwas älteren Frau Meyer-Landrut – letztere wohnt offenbar noch in irgendeinem Bezirk des Web 1.0…