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Election Countdown: E-Day

Dienstag, 4. November 2008

Buttons via Stephen Heller: The Best Buttons of 2008, to One Man´s Opinion (New York Times, 2.11.2008)

Der Wahltag beginnt, demnächst öffnen die Wahllokale ihre Türen. Eine ordentliche Presseschau bzw. Hinweise auf aktuelle Ereignisse vom Tag gibt es an dieser Stelle heute nicht – Gründe sind zum einen die Befüllung des Twitter-Feeds für zeitonline, zum anderen der Transfer nach Washington zur Nacht im Netz des ZDF. Außerdem gibt es noch eine Skype-Schalte in die Veranstaltung 1600, Pennsylvania Avenue back home an der Justus-Liebig-Universität.

Rechtzeitig zur Vorbereitung auf die Wahlnacht in Deutschland hier noch der Artikel Application Democracy? zu einem der interessantesten Live-Projekte, dem Twitter Vote Report.


Line of Democracy
, Photo von Cup_of_Joe via twitpic.

Election Countdown: Sunday

Sonntag, 2. November 2008

Saturday Night & Sunday Morning

Die Performance von John McCain in der Show Saturday Night Live ist für viele einer der besseren Beiträge in der laufenden Kampagne (vgl. den Beitrag und bes. die Nutzerkommentare in der New York Times). McCain hatte den Abend gemeinsam mit Sarah-Palin-Double Tina Fey als Werbebeitrag des Verkaufssenders QVC eröffnet. Dabei wurden allerlei Memorabilia aus der Kampagne angeboten, eine vielleicht etwas grobschlächtige Analogie zum selling of the president als gängige Wahlkampfstrategie. Nichtsdestotrotz, die gut sechsminütige Sequenz war teilweise mit beißendem Spott und Selbstironie ausgestaltet. Ein Höhepunkt war sicher die Vorstellung der (von Cindy McCain wortlos präsentierten) Geschmeide-Serie McCain Fine Gold – einer nicht unsubtilen Referenz an den McCain-Feingold Act zur Reform der Kampagnenfinanzierung (vgl. bes. dazu den umfänglichen Beitrag auf SpOn ;-).

Dass SNL sich nicht vollständig in den Dienst der Kandidaten stellt, wurde allerspätestens bei einem Alleingang von Fey/Palin deutlich, die sich zur Seite drehte und dort ein T-Shirt mit der Aufschrift „Palin 2012“ präsentierte (und nebenbei auch weitere Karriereoptionen andeutete: „Ich bleibe nicht in Alaska, vielleicht werde ich die weiße Oprah Winfrey“). Im weiteren Verlauf der Sendung stellte McCain dann noch mit teilweise bitterer Selbstironie einige mögliche Strategien für die letzten Kampagnentage vor, mit solch schönen Namen wie Double Maverick („which means I simply go berserk“), The Charleston („we limit our Campaign to Charleston only“) oder The Sad Grandpa („Obama has plenty of time to become President – this year it´s my turn“).

Trotz des in großen Teilen positiven Feedbacks (wenig überraschend ist der SNL-Auftritt das derzeitige Hauptthema unter Twitter-Nutzern) konzentrieren sich die Sonntagsausgaben der Zeitungen auf andere, konventionellere Elemente der Kampagnen. In den ersten Zusammenfassungen wird die historische Qualität des Wahlkampfs und die Tragweite der Wahl beschworen (New York Times, Boston Globe, SF Chronicle), Obamas „lange und eindrucksvolle Kampagne“ gewürdigt (Guardian) oder ein Blick auf die aktuelle Lage in den wichtigsten Swing States geworfen (RealClearPolitics). Dabei stellen sich viele Beobachter die naheliegende Frage, inwiefern die Umfragen nun tatsächlich eine Auskunft darüber geben, wer am Dienstag tatsächlich wählen gehen wird (Washington Post, Chicago Tribune).

…meanwhile, on the Internet

Ein weiteres Argument, warum der SNL-Auftritt von McCain (aber vielleicht sogar auch das teure Obama-Infomercial vom vergangenen Mittwoch) möglicherweise keine allzugroßen Wirkungen entfalten, liefert ein am 31. Oktober erschienener Bericht des Pew Research Center for the People and the Press. Im zentralen Kampagnenmonat Oktober nannte ein Drittel der Befragten das Internet als Hauptquelle für Wahlinformationen. Selbst wenn das Fernsehen, das drei Viertelals bevorzugtes Nachrichtenmedium nutzen, die öffentliche Wahrnehmung der Kampagnen noch immer dominiert, so zeigt sich insbesondere in den Veränderungsraten die Dynamik der Online-Nutzung. Die Werte für die „alten Medien“ stagnieren, während das Internet im Vergleich zum Jahr 2004 um satte 24% zulegen kann. Daraus resultiere bereits eine unmittelbare Konkurrenzsituation zu den Printmedien, folgert die Untersuchung:

The internet now rivals newspapers as a main source for campaign news. And with so much interest in the election next week, the public’s use of the internet as a campaign news source is up even since the primaries earlier this year. In March, 26% cited the internet as a main source for election news, while the percentages citing television and newspapers remain largely unchanged.

Bei aller Vorsicht, die bei solchen Umfragen geboten ist, illustriert der Report die weithin vermutete generational gap bei der Online-Nutzung mehr als anschaulich und ähnelt darin auch den Erfahrungen aus der ARD/ZDF-Onlinestudie:

Not surprisingly, the internet is a considerably more popular source for campaign news among younger Americans than among older ones. Nearly three times as many people ages 18 to 29 mention the internet as mention newspapers as a main source of election news (49% vs. 17%). Nearly the opposite is true among those over age 50: some 22% rely on the internet for election news while 39% look to newspapers. Compared with 2004, use of the internet for election news has increased across all age groups. Among the youngest cohort (age 18-29), TV has lost significant ground to the internet.

Dazu passt eine gerade veröffentlichte Umfrage von Nielson Online im Auftrag der Newspaper Association of America, die einen Zuwachs der Nutzung von Zeitungs-Websites um 16% im dritten Quartal 2008 meldet (im Vorjahresvergleich) . Der Zusammenhang mit der Wahl (und der Finanzkrise) scheint auf der Hand zu liegen, wird aber nicht explizit erwähnt.

Election Countdown: Saturday

Samstag, 1. November 2008

Halloween

Noch drei Tage bis zur Wahl, und schenkt man den Medienberichten Glauben, dann dreht sich hier nun wirklich alles um den election day am Dienstag. Ganz so schlimm ist es aber nun auch wieder nicht. Selbst im Halloween-Trubel gestern waren sehr wenige Obama-, McCain- oder Palin-Doubles zu sehen. Zumindest letztere hätte man sich schon in auffälliger Zahl auf der Straße vorstellen können. Politische Kostüme gab es natürlich trotzdem, besonders oft waren erfolglose Banker eine Zielscheibe („Will Bank for Food“, „I am the National Debt“…).

Early Voting

Am letzten Wochenende vor dem ersten Dienstag im November sortiert sich nun allmählich die mediale Lage: während in der zweiten Wochenhälfte noch einmal größere Medienanstrengungen zu besichtigen waren (das Obama-Infomercial, eine Reihe neuer TV-Spots, größere TV-Interviews der beiden Spitzenkandidaten), ist jetzt der Endspurt zur Urne an der Reihe. Flankiert wird das ganze durch die regelmäßign Berichterstattung über das early voting, in vielen Staaten eine Neuerung. Daher liegen auch nur wenige Vergleichsdaten vor, die einen Aufschluss über die Validität der frühen Wahlergebnisse bzw. exit polls geben könnten.

Einen sehr guten Überblick gibt das Earling Voting Information Center mit einem akkurat geführten Weblog:

I should be clear: we’re a non-partisan academic research center, and we try to study and present all interesting aspects of early voting, regardless of the party angle. All the same, it’s very hard to spin the numbers we are seeing so far in any way that doesn’t tell a bad story for John McCain.

Das Team um Paul Gronke hält nicht nur gute Informationen über die bislang vorliegenden Daten zur vorgezogenen Stimmabgabe bereit, sondern analysiert auch deren Bedeutung für die Kampagnen: relevant seien nicht so sehr die Ergebnisse der Stimmabgabe und auch nicht die beinahe durchweg höhere „Frühwahl-Aktivität“ von als Demokraten registrierten Wähler. Ein entscheidender Vorteil für das Obama-Lager bestünde vor allem in den verbesserten Möglichkeiten zum voter targeting in den letzten Tagen vor der Wahl – da viele Staaten ausführliche, personenbezogene Daten zu den Frühwählern veröffentlichen, können die Kandidaten ihre Kampagnen noch präziser abstimmen als bisher:

By turning out committed partisans early, campaigns can check them off, and then focus their get-out-the-vote efforts in the last few days on marginal and undecided voters. Campaigns have a vast machinery in place on the ground in many states, but their resources and time are still limited. Early voting allows them, essentially, to stop wasting precious time on those who have voted.

E-Voting

Vom early zum electronic voting. Gerade ist ein Artikel von Christopher Harth bei Telepolis zum diesjährigen Einsatz von Wahltechnologie in den USA erschienen – ein Thema, dass auch nach Halloween bei vielen für Angst und Schrecken sorgt. Das von ihm vorgestellte Projekt Verified Voting hat eine Landkarte der US-amerikanischen Wahltechnologie entwickelt und verweist auf die Gefahren minderwertiger Wahltechnologien (ein von mir geführtes Interview mit David Dill, Professor für Computer Science an der Stanford University wartet noch auf seine Auswertung…). Die Tücken des elektronischen Wählens sind aber nur ein Problem, über das man sich den Kopf zerbricht: die Titelgeschichte der Time vom 3. November (sic) widmet sich Seven Things That Could Go Wrong on Election Day. Wahlmaschinen rangieren hier an #4, außerdem werden Fragen von Wähler-Registrierung und -datenbanken, schlechte Formulare oder Misinformationen durch Wahlhelfer diskutiert.

Saturday Night Live

Und dann ist natürlich wieder Samstag, Zeit für die wöchentliche Politainment-Dosis am späten Abend, live aus New York. Für den heutigen Abend ist Ben Affleck als Gastgeber angekündigt, und der bekennende Obama-Unterstützer empfängt – ja, tatsächlich – John McCain. Für Montag steht dann schließlich noch der große SNL Election Eve Bash als letzter Schlag vor dem Wahltag auf dem Programm.

Debatte #4

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Nacht- bzw. Frühschicht: ein debate recap ist bereits auf Telepolis zu lesen, bei zeit.de folgt im Laufe des Tages noch eine Blogschau (aus gegebenem Anlass: in der „Joe-the-Plumber“-Edition). Nach der Debatte folgt die McCain-Aktie dem gestrigen Trend an der Wallstreet:

(Screenshot via clusterstock.com, Live-Daten über intrade.com)

A Townhall Meeting about nothing?

Freitag, 10. Oktober 2008

Am Dienstag stand mit dem so genannten Townhall-Meeting in Nashville (Tennessee) ein neues Format auf dem Debattenkalender – diesmal herrschte keine kalte Studioatmosphäre, John McCain und Barack Obama begegneten sich im Kreise eines ausgesuchten Publikums aus demokratischen, republikanischen und unentschlossenen Wählerinnen und Wählern. Trotz des „Palin-Faktors“ hatte Barack Obama seit Beginn des Debattenzyklus die Führung in den Umfragen ausbauen können – damit war John McCain im Zugzwang: er hatte in den vergangenen Tagen eine „Verschärfung des Tones“ in seiner Wahlkampagne angekündigt, ein Vorhaben, das sich nicht gut mit dem „weicheren“ Gesprächsformat der Bürgerversammlung zu vertragen scheint.

Erstmals in der Debattengeschichte konnte Moderator Tom Brokaw (NBC) auch auf Fragen zugreifen, die vorab von Bürgern per E-Mail eingesendet wurden. Mit Blick auf gut sechs Millionen eingegangene Nachrichten hatte Sarah Lai Stirland dazu lakonisch für das Wired-Blog bemerkt: „Viel Erfolg beim Auswählen!“. (Update: die Zahl wurde von Nancy Scola für techpresident.com inzwischen deutlich korrigiert – auf „nur“ 25.000 Einreichungen. Einen guten Artikel über die „Digitalisierung der Debatten“ liefert auch Jose Antonio Vargas für die Washington Post).

Nur einen Tag vor der Diskussionsrunde hatten Statements aus beiden Lagern eine künftige Lockerung der Regeln und Stärkung der Online-Kommunikation befürwortet. Dabei antworteten McCain und Obama auf einen Vorschlag der Open Debate Coalition, die die Rolle der etablierten Medien bei der Organisation des Townhall-Meetings kritisiert und eine Digitalisierung der bisherigen TV-Domäne gefordert hatte: „Die Präsidentschaftsdebatten sollen der Öffentlichkeit nutzen. Daher sollte das Recht, über die Debatten zu sprechen auch der Öffentlichkeit „gehören“ und nicht von den Medien kontrolliert werden. Internet-Fragen beim „Townhall-Meeting“ sollen direkt von den Wählern ausgesucht werden und nicht allein durch Journalisten.“

Nach den ersten beiden Debatten hatte vor allem John McCain auf das Versammlungsformat gesetzt. Das expectation game, das Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer, legte die Last auf die Schultern des republikanischen Kandidaten, während sein demokratischer Kontrahent als unerfahrener Teilnehmer weniger hohe Hürden zu nehmen hatte. In den ersten Reaktionen ist John McCain diese Rolle nicht allzugut bekommen: „Beim Umherlaufen auf der Bühne wirkte er alt, manchmal ein wenig zu steif“ bemerkt Aaron Zelinsky für das Presidential Debate Blog. Anders als in der ersten Debatte, waren die Kandidaten nicht auf ihre Position hinter einem Rednerpult festgelegt, so blieb auch während der Redezeit des Kontrahenten eine Möglichkeit für eine indirekte Beteiligung am Geschehen. Offenbar will John McCain seine aggressivere Haltung des Wahlkampfs auch hier verdeutlichen. Katharine Q. Seelye bezweifelt, dass ihm dies gelungen ist: „McCain steht angespannt an seinem Stuhl während Obama redet, bereit zum Sprung in den Ring. Und wenn er es tut, dann mit einem schlechten Scherz.“

In inhaltlicher Perspektive hatte die dritte Debatte des Jahres 2008 nicht viel neues zu bieten, bisweilen wurden auch schon erprobte Zeilen aus dem ersten Aufeinandertreffen wiederholt – dabei kalkulierten die Kampagenteams wohl damit, dass mehr und andere Zuschauer eingeschalten würden. Denn während die Debattenpremiere 52,4 Millionen Menschen vor die Fernsehschirme gelockt hatten, setzte die Gesprächsrunde der Vizekandidaten mit Joe Biden und Sarah Palin eine neue Rekordmarke: deutlich mehr als 70 Millionen Zuschauer hatten sich die mit Spannung erwartete Runde nicht entgehen lassen. Das ist die zweithöchste je gemessene Reichweite einer Präsidentschaftsdebatte. Und Sarah Palin mischte sich während der Debatte tatsächlich auch unter die Zuschauer, wie der Caucus Blog der New York Times notiert: „Unsere Kollegin Julie Bosman, die den Wahlkampf von Gouverneurin Palin begleitet, berichtet gerade, dass die komplette Palin-Entourage in einer Pizzeria in Greenville, (North Carolina) Halt machen. Sie mischen sich unter die Einheimischen und schauen dort die Debatte. Sarah Palin gibt Autogramme und lässt sich mit den überraschten Gästen fotografieren. Die hohen Schuhe und die weiße Jackett hat sie gegen Jeans und Trainingsjacke getauscht.“

Doch für Palin war diesmal nur eine ganz kleine Nebenrolle vorgesehen. Angesichts der Finanzkrise konnte die Dominanz dieser Thematik nicht überraschen – ebensowenig wie die Schwierigkeiten für McCain, sich von George W. Bush zu distanzieren: „Und wieder hörten Millionen Amerikaner kein klares Gegenargument von John McCain, warum die Demokraten den Einbruch der Wall Street nicht den acht Jahren republikanischer Herrschaft im Weißen Haus anlasten können“, berichten Carrie Budoff Brown und Bill Nichol für Politico. David Gergen (CNN) stellt beiden Teilnehmern ein mittelmäßiges Zeugnis aus, immerhin hat für ihn Barack Obama einmal mehr bewiesen, dass er der „elegantere und bessere Redner ist. Aber er hat den Funken nicht zum überspringen gebracht und er hat uns auch keine neuen Einsichten – oder Ideen – vermittelt, wie wir aus der Umklammerung der Finanzkrise herauskommen.“

Für eine neue Art der Debattenrezension sorgt der New Yorker Journalistikprofessor Jay Rosen (pressthink.org): über den Sofortnachrichtendienst Twitter listet er die aus seiner Sicht wichtigsten Anmerkungen zur Debatte in knappen Info-Happen auf. Auch hier schneidet John McCain schlechter ab, vor allem gemessen an seinen Ansprüchen: „Nummer Neun: Ich dachte, McCain hat seine stärkste Karte überhaupt nicht ausgespielt. Er war er es, der im Vorfeld nach mehreren solcher Veranstaltungen gefragt hatte – Obama wollte nicht.“ Auch der offensichtliche Versuch, Schärfe auf die Bühne der Bürgerversammlung zu bringen, schlägt in Rosens Augen fehl: „Nummer Sieben: McCain´s Versuch, Angst vor „dem anderen Kerl“ zu säen musste in einer Townhall-Debatte fehlschlagen – denn der andere Kerl steht gleich gegenüber, und er macht uns keine Angst.“ Auf der anderen Seite des Kontinents antwortet ihm Software-Entwickler und Blog-Legende Dave Winer (scripting.com), ebenfalls via Twitter: „Ich habe das Gefühl, das Stück mit „dem anderen Kerl“ werden wir wieder und wieder und wieder hören.“ Winer verweist auf YouTube, wo der entsprechende Debattenausschnitt natürlich längst angekommen ist. Schon bei der ersten Debatte war vielen Beobachtern aufgefallen, dass John McCain seinen Kontrahenten nicht direkt adressierte. McCains vage Ansprache von Barack Obama als „der andere“ ist nun auch für Michael Calderone (Politico) „der vielleicht merkwürdigste Einzelmoment der Debatte“.

Überhaupt keinen schönen Abend hatte Tom Bevan – für RealClearPolitics wettert er: „Nichts, es ging um gar nichts!“ Die Kandidaten „schlafwandelten durch eine der langweiligsten, am wenigsten informativen, am schwächsten moderierten Debatten der jüngeren Zeit. Es scheint, als sei das Händeschütteln noch der inspirierteste Moment gewesen.“

Die dritte und letzte Debatte der beiden Präsidentschaftskandidaten findet am 15. Oktober an der Hofstra University in Hempstead (New York) statt.

Debatte #3

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Townhall Meeting.

Auch hierzu wieder eine Blogschau für zeit.de (weil doch nicht „upcoming“, folgt ein eigenes posting). Lässt man den Inhalt mal außen vor, sticht das Format der „Bürgerversammlung“ aus der Debattenserie hervor. Ursprünglich als die „Internet-Debatte“ vorgesehen (die offizielle Online-Bearbeitung durch MySpace war aber „lang-wei-lig“ (H. Simpson) und wurde von neueren Mash-Ups wie „Hack the Debate“ bei weitem übertroffen).

Einen interessanten Punkt macht jedoch die Intervention der Open Debate Coalition, die eine Vielzahl von Internet-Größen versammelt (u.a. Lawrence Lessig, Craig Newmark, Katharina Huffington). In einem Brief an die beiden Kandidaten wird die „Rückgabe“ des Formates an die Bürger verlangt – die etablierten Mainstream-Medien kontrollierten die Debatte in unzulässiger Weise und erschwerten der breiten Öffentlichkeit den Zugang. Das entsprechende Dokument gibt es u.a. hier. Eine etwas längere Darstellung zur Intervention und den Reaktionen von Obama und McCain findet sich bei Wired.

Debatte #1

Samstag, 27. September 2008

Eine Stunde nach Mitternacht in San Francisco, die erste Präsidentschaftsdebatte ist vorbei, ein kurzer Artikel für zeit.de ist fertig – zu Reaktionen in diversen US-amerikanischen Online-Medien (Link folgt). Ach ja: die Titelzeile habe ich mir nicht ausgedacht.

Review-Update: Für das Presidential Debate Blog habe ich mir die Debatten-Berichterstattung in Deutschland angesehen und kurz zusammengefasst (Link folgt). Wie es scheint, dominiert auch hier die Wahrnehmung eines „Unentschieden“, allerdings überrascht die teilweise deutliche Kritikan Barack Obama. Man könnte beinahe auf die Idee kommen, dass die Erwartungen seit seinem Auftritt an der Siegessäule in den Himmel gewachsen sind – und nun zeigte sich der Demokrat „nur“ als guter Redner (durchaus mit kleinen Schwächen), nicht aber als brillanter Debattensouverän. Aus der nicht gerade funkensprühenden Berichterstattung ragt der lesenswerte Beitrag von Uwe Schmitt aus der WELT heraus (noch eine Überraschung?) – er bemerkt Hass zwischen den Kontrahenten und skizziert einen Generationenkonflikt.

Twitter-Update: Seit Montag gibt es eine Auswertung der Tweets während der Debatte, zusammengestellt von Biz Stone für das Twitter-Blog. Die Resultate überraschen nicht allzu sehr, immerhin spiegelt sich die Wahrnehmung in den Rezensionen: das Schlüsselwort Irak war nicht nur für die Kontrahenten, sondern auch für die Zuschauer die Initialzündung für eine Tempoverschärfung. Für den Anfang ganz gut, aber sicher ausbaufähig. Hier die Grafik:

Kommentar-Update: Ein guter Artikel von John Heilemann im New York Magazine über die stilistischen, aber möglicherweise nachhaltigen Unterscheide im Debattenverhalten. Und eine sehr umfangreiche Zusammenstellung von Analysen, Reportagen und Kommentaren am Tag 1 nach der Debatte bei RealClearPolitics.

Youtube-Update: Die McCain-Kampagne hatte mit schnelleren E-Mail-Informationen an die registrierten Unterstützer und vor allem mit dem Online-Video McCain is right zunächst die Nase vorn:

Doch das Blatt könnte sich schon wieder gewendet haben, denn seit etwa 23 Uhr PST ist der Begriff Horseshit einer der zehn Twitter-Election-Trends (und der Trend ist hartnäckig: Samstag nachmittag immer noch in der Spitzengruppe). Dabei geht es um das abfällige Gemurmel des Republikaners, während Barack Obama über die diplomatische Integrität des spanischen Ministerpräsidenten redet:

Der entsprechende Debatten-Ausschnitt steht längst bei YouTube, mal sehen, wie sich das weiterentwickelt (dahinter steht auch ein anderer potenzieller YouTube-Hit, der Ahmadinejad-Versprecher, deutlich zurück).

Wie geht es weiter? Besonders empfehlenswert für die Begleitung und Nachverfolgung der kommenden Debatten sind

Das große Debattendurcheinander

Freitag, 26. September 2008

Findet die presidential debate zwischen Barack Obama und John McCain heute abend statt?

Ich weiß es nicht. Ja, the debate is on (vgl. New York Times, San Francisco Chronicle). Drüben bei Telepolis erscheint im Laufe des Tages eine kurze Zusammenfassung des recht chaotischen Donnerstags vor der Debatte.

Weiteren Stoff für Spekulationen liefert im übrigen das bereits erwähnte Presidential Debate Blog: rein rechtlich gesehen, könnte Obama tatsächlich auch alleine in Oxford antreten und eine Debatte ohne Gegner führen. Problematisch ist dabei jedoch die Bewertung der Chancengleichheit der Kandidaten – eventuell müsste nach einem solchen (allerdings sehr unwahrscheinlichen, taktisch unklugen) Solo-Auftritt John McCain mit Redezeit und Reichweite „entschädigt“ werden.

Trickreicher wäre dagegen eine Debatte zwischen Obama und einem Third-Party-Candidate. Aber das sind wohl eher allzu spitzfindige Überlegungen in dieser sehr eigenartigen, verwirrten Übergangsatmosphäre.

Twitter und die Wahl

Freitag, 26. September 2008

Seit heute online: die Wahl-Sonderseite von Twitter. Einige Hinweise zur Entstehungsgeschichte finden sich im Interview mit Biz Stone, das seit Anfang der Woche bei den Blogpiloten zu lesen ist. Mal sehen, was die bekannt Twitter-freundliche deutsche Qualitätspresse zu diesem Projekt sagt.

Mehr zur Wahlseite für Schnellschreiber und -leser, sowie zu einigen weiteren Twitter-Anwendungen im Wahlkampf finden sich in diesem Posting von Biz Stone aus dem Twitter-Blog.

Update: Auch anderswo in informierten Netzkreisen denkt man über Nutzungsmöglichkeiten von Twitter nach, diesmal liegt der Schwerpunkt auf dem Wahltag.

Die Zukunft des „Hochrisikofernsehens“?

Dienstag, 8. Juli 2008

In diesen Tagen ist bei der Columbia University Press die Neuauflage des Standardwerks über TV-Debatten im US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs erschienen – Presidential Debates: Fifty Years of High-Risk TV.

Schroeder, High-Risk-TV

High-Risk-TV: Alan Schroeder beschreibt die Geschichte der amerikanischen TV-Debatten

Alan Schroeder, Associate Professor an der School of Journalism der Northeastern University in Boston, skizziert darin die Geschichte der hierzulande fälscherweise als „TV-Duelle“ bekannten Wahlkampf-Gesprächsrunden. Begonnen bei der Great Debate von 1960 zwischen Kennedy und Nixon arbeitet sich Schroeder bis zu den eher mauen Konfrontationen von George W. Bush mit John Kerry durch.

Das ist unterhaltsam zu lesen und zugleich lehrreich: Schroeder zerlegt den Debattenprozess in Vorlauf (pre-debate), Durchführung (debate) und Nachbereitung (post-debate) und erhält so drei analytisch voneinander getrennte Untersuchungseinheiten. Auffällig aus der deutschen Perspektive ist dabei die Bedeutung der Commission on Presidential Debates, die als Clearing-Stelle zwischen den Teilnehmer/innen fungiert und für die logistische Organisation der medialen Mega-Events ebenso zuständig ist wie für die Gestaltung der Regeln (wohingegen in Deutschland die Abläufe der „Kanzlerduelle“ bislang in Hinterzimmerrunden zwischen Politik und Medienanstalten ausbaldowert wurden).

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