Nach der Debatte ist vor der Wahl – wieder einmal leistet ein leicht abgewandelter Herbergerismus gute Dienste bei der ersten Charakterisierung eines so genannten „TV-Duells“. Die hessische Premiere mit den Hauptdarstellern Roland Koch und Andrea Ypsilanti ging ohne größere Aus- und Zwischenfälle über die Bühne – das sorgsam in die umfangreiche Berichterstattung des HR eingepasste Debattensendung verlief über 90 Minuten in grob strukturierten Bahnen, zeigte aber auch die erwartbaren Schwächen (vgl. die Debatten-Nachbereitung des HR oder den Videobericht von SpOn über ein Public Viewing in Gießen).
Hinweis: Der nachfolgende Bericht basiert auf Notizen, die während der Aufzeichnung der Debatte im Pressebereich des HR entstanden sind und ist als Roh- und Ausgangsmaterial für eine weitere wissenschaftliche Bearbeitung anzusehen. Die Darstellung folgt dabei dem chronologischen Ablauf und verweist auf einige Besonderheiten des Debattenformats, der Gesprächsführung, der Bildregie sowie insbesondere den organisatorischen Rahmenbedingungen nach Ende der Aufzeichnung. An einigen Stellen finden sich Verweise auf noch ausstehende Vertiefungen oder Teiluntersuchungen, die im weiteren Verlauf der Debatten-Untersuchung folgen werden.
Die Eröffnung
In formaler Hinsicht hat sich der HR für ein double moderator-Modell entschieden, Alois Theisen und Claudia Schick wirken als Gespann dabei nicht immer sicher und souverän. Nach einer schnellen Begrüßung und den ersten „establishing shots“ durch das Studio folgt die Vorstellung der beiden Protagonisten mittels kurzer Einspielfilme (eine genauere Untersuchung der Produktionsbedingungen wird folgen).
Danach beginnt jedoch erstmal kein „Duell“, sondern eine Art „Aufwärmphase“, die eher an parallel geführte Interviews erinnert: während Theisen Andrea Ypsilanti mit einer Eröffnungsfrage zur SPD-internen Attacke von Wolfgang Clement aus der Reserve locken wollte, ruft Schick in der ersten Anmoderation für Roland Koch die sinkenden Umfragewerte und die unvermeidliche Kriminalitätsdebatte in Erinnerung. Hierbei wendet sich Andrea Ypsilanti erstmals direkt an Koch und will mit der recht starren Abfolge der Wortbeiträge brechen, doch HR-Chefredakteur Theisen unterbindet den Versuch im Stile eines Schiedsrichters – insgesamt erinnern die ersten acht Minuten kaum an ein typisches Debattenformat.