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#ineigenersache: Ich bin dann mal… in Bochum

Montag, 12. März 2018

Es hat sich in den letzten Wochen angekündigt und so richtig neu ist die Information für viele nicht mehr, aber hier trotzdem noch einmal eine kurze Zusammenfassung: Ab dem 1. April 2018 bin ich für zwei Semester an das Center for Advanced Internet Studies (CAIS) in Bochum beurlaubt, um dort die Konzeption eines NRW-Instituts für Digitalisierungsforschung zu koordinieren.

Das ist eine sehr reizvolle und vielschichtige Aufgabe, die ich sehr gerne übernehme. Zurückgreifen kann ich dabei auf eigene Forschungsarbeiten seit 1995 (ups), meine Erfahrungen beim Aufbau des Gießener Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) sowie die vielen Gelegenheiten zur Diskussion von Digitalisierungsdingen im Umfeld von politik-digital.de. Ich freue mich, das Team um den Wissenschaftlichen Direktor Michael Baurmann, Geschäftsführer Tim Pfenner, Programmleiterin Esther Laufer und Kommunikationschef Matthias Begenat unterstützen zu können.

Kontakt und Austausch mit der NRW School of Governance und dem Institut für Politikwissenschaft an der Uni Duisburg-Essen bleiben natürlich bestehen – passenderweise starten dort ja gerade zwei spannende Projekte aus dem Arbeitsbereich des geplanten Instituts: Die von Isabelle Borucki geleitete Nachwuchsgruppe DIPART – Digitale Parteienforschung und das von Aline Franzke durchgeführte Promotionsprojekt Ethik und Verantwortung in der Digitalen Gesellschaft sind Teil der NRW-Förderlinie Digitale Gesellschaft.

Das „NRW-Landesinstitut“ (für das es noch keinen Namen gibt – ernstgemeinte Zuschriften bitte an @drbieber) soll sich insbesondere mit der sozial- und geisteswissenschaftlichen Perspektive einer aufkommenden Digitalisierungsforschung befassen. Es ist eine Folgeentwicklung der nordrhein-westfälischen Konsortialbewerbung zum „Deutschen Internet Institut“, aus der auch bereits das CAIS hervorgegangen ist. Die Hauptaufgaben der nächsten Wochen und Monate konzentrieren sich auf die Entwicklung einer Agenda, die Vernetzung bereits vorhandener Forschungsschwerpunkte in NRW und die Ausarbeitung eines organisatorischen Rahmens für das Institut. Es wird regelmäßige Updates zum Fortgang des Verfahrens geben, es empfiehlt sich daher immer mal wieder ein Blick auf die Website des CAIS und den begleitenden Twitter-Account @caisnrw.

Fortgesetzt wird auch meine analoge Auseinandersetzung mit dem Ruhrgebiet (A52, A40, RE6, DVG, VRR, BOGESTRA), und zu den in diesem Kontext bisher immer wieder referenzierten Horst Schimanski und Helmut Rahn gesellt sich Herbert Grönemeyer. Bekanntermaßen hat er es ja schon 1985 gewusst, denn wer wohnt schon in Düsseldorf?

In eigener Sache: Unter Piraten an der NRW School

Dienstag, 3. Juli 2012

Am Donnerstag, den 12. Juli findet fand an der NRW School of Governance eine Diskussionsrunde zu unserem Buch „Unter Piraten. Erkundungen in einer neuen politischen Arena“ statt. Zu Gast in Duisburg ist war mit Dr. Joachim Paul der Vorsitzende der Piraten-Fraktion im Düsseldorfer Landtag. Ebenfalls am Start: ist Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, der einen Beitrag über die piratenbezogenen Lerneffekte bei den anderen Parteien beigesteuert hat – gemeinsam wollen haben wir einige Thesen und Ideen des frisch erschienenen Bandes diskutierten.

Hier nun ein kleiner Bericht (notiert für nrwschool.de, daher die „unpersönliche“ Form):

Dass es Joachim Paul ernst meint mit der Politik, war schon vor Beginn der Veranstaltung klar – im Vorgespräch schilderte er einige Details zur Situation um die CO-Pipeline zwischen Krefeld und Dormagen. Nicht unbedingt der erwartete Einstieg in die Diskussion um Piraten im Parlament. Gleichwohl ist der Fall sehr aufschlussreich, denn er zeigt anschaulich, wie sich „piratige“ Positionen auch auf netzferne Themen übertragen lassen – in der Sicht der Piratenpartei zeigt sich am umstrittenen Projekt auch die „mangelhafte Einbindung der Bürger“. Solche thematische Weiterentwicklungen der Piraten innerhalb der Routinen der Landtagsarbeit waren ein Einstiegspunkt einer lebhaften Diskussion, für die das Buch „Unter Piraten“ nur gelegentlich als Impuls- und Stichwortgeber herhalten musste.

Co-Herausgeber Christoph Bieber lenkte das Gespräch zunächst in Richtung einiger organisatorischer Fragen wie etwa den Modus der Kandidatenselektion oder die Entscheidungsprozesse innerhalb der Fraktion. Paul verdeutlichte die Schwierigkeiten, die viele (Neu-)Mitglieder mit den bei den Piraten gängigen „Präferenzwahlverfahren“ haben. Da nicht alle wissen, dass  für jeden Kandidaten eine Stimme vergeben werden kann, handelten sich die Piraten Schwierigkeiten bei Landes- und Bundesparteitagen ein. Andererseits würde so die Kandidatenauswahl „gerechter“. Karl-Rudolf Korte verwies an dieser Stelle auf die Vorteile starrer Listen, die genutzt werden könnten, um Minderheitsmeinungen oder auch bestimmte Kandidaten zu stärken. Die große Offenheit der Piraten könne so auch zu einem Dilemma werden, wenn ständig Personal und Positionen neu ausgehandelt werden müssten.

Der Fraktionsvorsitzende Paul verwies an dieser Stelle auf die Möglichkeiten der Online-Kommunikation, die für die interne Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle spielten: dabei geht es keineswegs allein um die durch den Berliner Landesverband bevorzugte Plattform Liquid Feedback, sondern auch um Mumble-Server, Twitter oder Piratenpads, die eine Rückkopplung mit der Basis erlauben. Bieber wies darauf hin, dass sich innerhalb von Liquid Feedback allmählich „digitale Hierachieebenen“ ausbilden würden, die die Piraten durch das fehlende Delegiertensystem im Offline-Bereich bisher zu verhindern wussten. Korte ergänzte daraufhin die im Buch angesprochene „Demokratiefrage“, die durch die Piraten gestellt werde: ist die neue Partei Akteur eines fundamentalen Wandels, der die Funktionsprinzipien repräsentativer Demokratie zur Disposition stelle? Als gar so radikal wollte der Herausgeber die (meisten) Buchbeiträge jedoch nicht verstanden wissen, Bieber schätzt die Piraten vor allem als „Innovationsmotor“ für Akteure und Prozesse im politischen System ein.

In der abschließenden Fragerunde aus dem Publikum berichtete Paul über die vielfältigen Herausforderungen des parlamentarischen Alltags sowie die gerade beginnenden Professionalisierungsprozesse der Fraktion. Inwiefern eher die Piraten die Politik oder die Politik die Piraten verändere, werde sich erst noch zeigen. Der erste Eindruck der Duisburger Veranstaltung scheint darauf hinzuweisen, dass es sich um einen wechselseitigen Prozess zu handeln scheint – bereits jetzt mit Lerneffekten auf beiden Seiten.

Die Diskussion beginnt um 18.30 Uhr und findet statt im Raum LS 105 (Lotharstraße 53, 47057 Duisburg).

In eigener Sache: Köln

Sonntag, 19. Juni 2011

Am kommenden Mittwoch geht es (schon wieder) nach Köln – zunächst nehme ich an der Session Social Campaigning. Der neue Weg zum Wähler im Rahmen des Medienforum NRW teil, am Abend findet in der Vulkanhalle die Verleihung des Grimme Online Award statt.

Ich freue mich auf beide Termine – an der Verleihung des „GOA“ nehme ich zum zweiten Mal teil, vor zehn Jahren (!) hatten wir bei der Erstauflage des Preises mit politik-digital in der Kategorie „Medienkompetenz“ gewonnen (for the record: die damalige Preisverleihung hatte die 80er Jahre-Ikone Andreas „Leo“ Lukoschik moderiert. Und es gab Zigarren.). In diesem Jahr wurde ich eingeladen, einen Beitrag für die so genannte Preispublikation zu schreiben und einen Blick auf die aktuelle Lage des Netzes zu werfen. Quasi als Teaser dazu hier die Punkte, die den Text strukturieren sollen:

    Das Internet als Wahlkampfarena: wo sind die Innovationen?
    Das Netz ist politisch – und das wird auch so bleiben
    Auftrag an die Parteien: Demokratische, bürgerorientierte Netzpolitik

(Jaja, das klingt alles irgendwie bekannt, aber es ist ja auch eine Bestandsaufnahme.)

Die Session beim Medienforum.Digital am Nachmittag passt ganz gut dazu: das Thema ist Social Campaigning und ich soll dazu eine Mikro-Keynote (nicht mehr als zehn Minuten, sonst wird Moderator Robin Meyer-Lucht böse) halten. Was ich dort präsentiere ist noch nicht ganz klar – naheliegend, aber auch fast schon langweilig wären einige Beispiele aus den letzten Landtagswahlkämpfen, bei denen sich viele Politiker tastend und manchmal auch stolpernd durch die sozialen Medien bewegt haben. Vielleicht gelingen mir ja noch ein paar eher abstrakte (und unerwartete) Sätze zu den aktuellen Innovationsbemühungen im politischen Teil des Netzes… wie wäre es denn damit:

Die lange Zeit von vielen Seiten belächelte Twitter-Nutzung zeigt zum Beispiel, dass die Politik sehr wohl innovationsfreudig sein kann. Inzwischen setzen alte Medien den 140-Zeichen-Service professionell ein, vor nicht einmal zwei Jahren wurden twitternde Politiker mit Häme und Spott übergossen. Problematisch ist allerdings die allzu sprunghafte Konjunktur der neuen Online-Präsenzen: wenn Facebook-Seite oder Twitter-Konto nur zu Wahlkampfzeiten gepflegt werden und noch am Wahlabend in ein mehrwöchiges Kommunikations-Koma verfallen, ist dies das falsche Signal. Das „soziale Web“ hat diesen Namen nicht von ungefähr, denn anders als in den ersten Jahren des World Wide Web richten sich die Angebote nicht an ein anonymes Massenpublikum, sondern an eine (zumeist) persönlich erkenn- und adressierbare Gruppe interessierter Bürger.

Das war noch ein kleiner Auszug aus dem Text der Grimme-Preispublikation. Hier wäre noch ein Textfragment, entstanden aus Anlass einer Journalistenanfrage zur „Kommunalinitiative“ von Abgeordnetenwatch.de:

Die Ausweitung des Angebotes von abgeordnetenwatch.de auf die lokale Ebene ist Teil einer „lokalen Wende“ in der aktuellen Phase der Digitalisierung von Politik. Ganz ähnlich wie die zahlreichen Projekte, die auf „offene Daten“ setzen, hat auch abgeordnetenwatch.de erkannt, dass die kommunale Ebene ein wichtiger Antrieb für die künftige Modernisierung öffentlicher Kommunikation darstellt. Immer mehr Bürger nutzen das Internet in der alltäglichen Kommunikation, gerade die sozialen Netzwerke wie Facebook oder auch Twitter haben hier in den vergangenen Jahren für einen wichtigen Anschub gesorgt. Gleichzeitig kann man diese „Lokalisierung“ der Online-Kommunikation auch als einen Effekt einer sich nur schleppend entwickelnden Netzpolitik auf Bundes- und Landesebene verstehen. Zwar stehen mittlerweile Themen wie Datenschutz und –sicherheit, der Umgang mit privaten Daten oder die Regulierung von Technik und Inhalten auf der Agenda der politischen Akteure, doch sind bislang nur wenige Projekte umgesetzt worden. Auf der lokalen Ebene können durch die Initiativen von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen, die die Rolle eines „Change Agent“ übernehmen, tendenziell leichter Veränderungen angestoßen und durchgeführt werden. In diese Kategorie gehört auch der Vorstoß von abgeordnetenwatch.de – damit das Projekt ein Erfolg wird, braucht es aber Kommunalpolitiker, die aktiv mitwirken und mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn man so will, könnte sich hier eine Art „Public-Private-Partnership“ entwickeln. Zugleich ist das Projekt aber auch ein Gradmesser für den Stand der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in Deutschland. Und da gibt es häufig noch sehr viel zu tun.

Das mag vielleicht auf den ersten Blick nichts mit dem Thema der Sessino zu tun zu haben, auf den zweiten aber schon: denn ein nachhaltiges „Social Campaigning“ findet auch abseits von Wahlkampfphasen statt und dialogorientierte Projekte wie Abgeordnetenwatch liefern hier schon sehr konkrete Anknüpfungspunkte für die Politik.

Duell am Rhein

Donnerstag, 22. April 2010

Am kommenden Montag findet in Düsseldorf das „Das Duell“ zwischen Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und der SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft statt. Veranstaltender Sender ist der WDR, die Debatte beginnt um 20.15 Uhr und dauert 60 Minuten – die Sprint-Variante wie bereits 2008 in Niedersachsen (Duell-Trivia: wer kann ohne digitale Hilfsmittel den Namen des damaligen SPD-Kandidaten aufsagen? Und welcher heutige Bundesminister ging damals im so genannten „kleinen Duell“ an den Start?).

Die in der Kölner Vulkanhalle ausgetragene Diskussion wird moderiert von Jörg Schönenborn und Gabi Ludwig – warum nur stellt der WDR ein Duo an den Fragetisch? Gerade die schlechten Erfahrungen aus dem „Kanzlerduell“ vom vergangenen Herbst sollte Abschreckung genug vor zu vielen Moderationsposten sein. Sicher ist, dass dadurch die ohnehin schon knapp bemessene Redezeit von Rüttgers und Kraft noch weiter reduziert wird. Es ist davon auszugehen, dass die Kandidaten von Thema zu Thema hetzen, dabei wenig Überraschendes von sich geben und die Moderation selbst dann noch störend wirkt, wenn sie nur lenkend eingreifen möchte.

Insgesamt kommt der vermeintliche Wahlkampfhöhepunkt jedoch eher unscheinbar daher – die mediale Orientierung auf ein zentrales Kampagnen-Ereignis lässt lange auf sich warten. Eine ordentliche „Debatte vor der Debatte“ fand (bisher) nicht statt, wenn doch noch etwas folgt, dann wird es nur ein kleines Vorgeplänkel sein – und keine groß inszenierte Positionierung der Kandidaten als gute oder schlechte Rethoriker.

Dennoch wollen wir am kommenden Montag ein kleines Experiment durchführen – gemeinsam mit Thomas Pfeiffer (@codeispoetry) von webevangelisten.de habe ich einen kleinen Versuchsaufbau entwickelt, um möglichst viele Tweets mit debattenbezogenen Inhalten für eine unmittelbare Kommentierung sowie für eine wissenschaftliche Nachbearbeitung zu sichern. Das wichtigste Hashtag dafür dürfte #nrwduell sein, außerdem beachten wir natürlich die Namen der Teilnehmer, Parteikürzel sowie den zuständigen TV-Sender. Eine kleine Sammlung der wichtigsten Twitterthemen zur Landtagswahl ist ebenfalls in Vorbereitung.

Ein paar Fingerübungen im Umfeld der britischen Prime Minister Debates haben schon recht spannende Daten hervor gebracht, auch die zeitnahe Abbildung wesentlicher Themen und Trends scheint gut möglich. Am Montag wollen wir erste Ergebnisse unmittelbar nach der Debatte an der NRW School of Governance in Duisburg präsentieren, ebenfalls dort führt der Kollege Thorsten Faas (Uni Mannheim) eine Real-Time-Response-Messung durch. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich die Resultate des zweigleisigen Debatten-Monitoring ergänzen (oder auch nicht).

Das Duell am Rhein wird am Montag nicht annähernd die Dimension der britischen Debatten erreichen: während der Debattenpremiere am 15. April sammelte der Dienstleister Tweetminster insgesamt 184.396 Tweets von 36.483 Nutzern. Bei der zweiten Auflage am 22. April ging das 140-Zeichen-Aufkommen ein wenig zurück, gesichert wurden „nur“ noch 142,795 Tweets (-41,601) von 28,790 Nutzern (-7,693). Diese Größenordnung führte auch zu erheblichen Reichweiten-Erfolgen der britischen Politik – während und kurz nach den Debatten erschienen die Namen der drei Teilnehmer sowie das allgemeine Hashtag #leadersdebate in den trending topics bei Twitter. Dort sind politische Themen eher selten zu Gast, europäische Ereignisse erst recht.

Auch wenn das Aufeinandertreffen von Rüttgers und Kraft bei weitem nicht die mediale Prominenz erreicht wie die Debattenserie vor den Unterhauswahlen, so wird sich auch hier der Trend zur Echtzeit-Begleitung eines wichtigen Wahlkampf-Ereignisses im Internet fortsetzen.